Dornenreich Du wilde Liebe sei 1. So ruf' sie wach das Sehnen Mein Sehnen findet heut' ein Heim Und morgen holt es mich schon fort So narr' ich mich mit Angst und Masken Hetz' weiter mich - all' unbekannt Erschöpft halt' ich nur an - nicht inne Mein Sehnen meidet inn'res Land Du Sehnen öffnest sie im Raum Du Sehnen schenkst sie mir in Zeit In Ahnung weitest sie am Tag In Atem näherst sie bei Nacht 2. In Strömen aus Verwandlung ein flackerloses Licht Im Abendrot vom Wald und Berg Im Sommerwind in wogend' Gräsern Im glucksend' Lächeln eines Kindes Im Schäumen des Gewitterbachs Im Knirschen des Schnees unter nächtlichem Tritt Im Stillen um der Toten Hülle Im rohen Lieben eines reißenden Tieres Ein flackerloses Licht Dem Kind die Quell' erhellt 3. Dein knöchern' Kosen Du spürst dir nach Entlang der Sinnlichkeit Es schmeckt so reich nach Leben Die Scham taugt nur zur Zierde Die Lust auf das Verlangen Macht Lust auf mehr Begierde Dein knöchern' Kosen Spürst du sie die Wahl? Wenn Puls beginnt im Dunkeln Er kennt nur seinem Pfad Er pocht sich hoch zur Haut Schlingt ein den Geist, wallt auf in Hitze Die tiefe Lust - sie taut Nichts ist falsch an diesem Rausch Nichts ist falsch an diesem Tausch Doch wenn er endet... 4. Liebes dunkle Nacht Stärker fühlst du dich als viele Vielzahl deinen Reichtum wähnst Stolz erklärst du deine Ziele Kennst nicht, was du nicht bekämst Den Tanz Liebes dunkle Nacht Nur die Schwäche wird verlacht Die einzig' tiefe Macht Stumpfes Ich sie nie entfacht Im Vergleichen ist er Meister Im raschen Urteil ganz zuhaus' Mit Lobenden zuhauf stets speist er Mit Regeln kennt er sich wohl aus Beim Tanz Ein Schritt nach vorn Ein Schritt zu weit!? „Kein Fehler jetzt!“ Schreit Ängstlichkeit Beim Tanz Liebes dunkle Nacht Nur die Schwäche wird verlacht Die einzig' tiefe Macht Stumpfes Ich sie nie entfacht 5. Der Freiheit Verlangen nach goldenen Ketten Weit gereist im Spiegelland Gesucht, gestaunt, beklatscht, verkannt Gespiegelt mir bloß weiße Wand Getastet oft nach fremder Hand Bleib' ich doch Sehnsucht nur verwandt Ein Sehnen, draußen Halt zu finden Die Angst, sich dabei zu verlier'n Ein Sehnen, sich jetzt zu verbinden Die Angst, in Ketten zu erfrier'n Bleib' ich für immer Sehnen, Gier'n!? Als weiße Wand in schwarzem Sand So magst du dich und Welt erspäh'n Doch wendest du den Blick nach innen Wirst du den Eindruck bald gewinnen Von Segel weiß am inn'ren Strand Und schwingst du weit mit tiefsten Sinnen Wird Segel Fenster - weiß, ohn' Rand In dir beginnt auch äuß'res Land 6. Sie machen Mangel zum Geschenk Mangel leide ich und wein' Will doch auf Wolken schweben Einsam bin ich statt allein Werd' nie in Lust erbeben Weniger als nichts ist Mein' Und das will ich dir geben Mein Geschenk soll Mangel sein Das nennt sich Liebesleben Ich brauch' von dir, was du nicht hast Und kann aus mir nichts geben Du kommst zu mir in großer Hast Willst auch auf Wolken schweben Bleibst unbewusst und ohne Rast Ein Labyrinth wir weben Verdrängung ist bei uns zu Gast So lässt es sich schon leben Bis wir uns sehen dann als Last Und Vorwürfe erheben: „Mein Leben habe ich verpasst Kein neues kannst du geben!“ „Dein Mangel ist mir so verhasst Ich kann dir nicht vergeben„ Was du von dir erwartet hast Konnt' ich dir doch nicht geben Hatt' es selbst verloren fast Halt' es in mir am Leben Vor Spiegeln mache ich nun Rast Selbsttäuschung aufgegeben So stehe ich hier ganz erblasst Hab' Angst - ich floh mein Leben Am Ende ich es erst erfasst: Wer sich hat, kann geben 7. Das Geheimnis des Quellkosters Mein Atmen tief und Stille werden mir zum Tor Und Wärme flutet leise in meiner Brust empor Mein Atmen tief und Stille werden mir zum Tor Was draußen ich nur suchte, quillt jetzt aus mir hervor Mein Atmen tief und Stille werden mir zum Tor Reise in Bewusstsein, nichts ich je verlor Ein Hauch und tiefe Stille wandeln mich zum Tor Verschollen schien es lange, den Trug ich selbst beschwor Mein Atmen tief und Stille werden mir zum Tor Bin eins mit Funkenquelle, alles tritt nun vor 8. Das Sehnen von Mond und Sonne „Die Wärme und dein helles Licht Sie verheißen Wonne Mich verlangt es, du zu sein Prächtig strahlend' Sonne“ „Die Stille und dein sanftes Licht Ein Schatz tief in dir wohnt Ganz verschmelzen wollen wir Geheimnisvoller Mond“ Doch Leben wogt weit inzwischen ihnen So freu'n sich an dem großen Tanz Da Mond und Sonne wirklich lieben Entspinnt sich Sein aus beider Glanz 9. Dem Kühnen in der Stille Todesmutig schien er keinem Niemand ihn verwegen nannte Keiner dieser Graubesiegten Sah, was Kühner still erkannte: Inn'ere Fülle niemals schwindet Empfängt so viel im Geben Inn'ere Quelle unversiegbar Fließen macht das Leben Sich zu sehnen, ist so wahr Verbindung zu verspüren Nah an Stimmen, reich an Formen Tief dem Leben angehör'n Töten wird dich Angst lebendig Du stirbst, solang' du angstergeben Atme still bei dir auf ewig Tod gibt es nicht - nur neues Leben 10. Freiheit erlösen Wir kannten nur Verletzung Wir fühlten nichts als Wunden Wir trugen viele Narben Und bleiben so verschlossen Wir ahnten oft ergriffen Und ließen uns nieder am Tor Als Freiheit wir fanden im Aufbruch Erlöste sie doch nur Verbindung Sie sind eins mit Quelle Sie sind einzeln ganz Sie gehör'n dem Leben Hüten seinen Glanz Sie sind eins mit Quelle Sie sind einzeln ganz Kennen es, zu lieben Tänzer schwinden im Tanz